"Dütt Johr weer
dat grooten Schiet"
Hobbyfischer Erhard
Djuren holt seine Fanggeräte aufs Trockene - Keine Aale in
den Reusen
Tom, Donner
und Felix legen sich mächtig ins Zeug. Hechelnd ziehen die
Hunde den beladenen Schlitten die Deichüberfahrt hoch. "Die
Saison ist beendet", sagt Reusenfischer Erhard Djuren, "Fanggeräte
und Hilfsmittel müssen ins Winterquartier."
Die Hunde sind froh, oben auf dem Deich angekommen zu sein. Die
vom Watt sehr verschmutzten Vierbeiner verschnaufen kurz, ehe
sie die Tour fortsetzen. In diesen Tagen verrichten Djurens Gefährten
Schwerstarbeit, stehen aber gut im Futter. Die Reusen werden gründlich
gesäubert, getrocknet und überwintern auf dem Dachboden.
Beschädigte Fanggeräte werden repariert oder ersetzt.
Djuren ist der einzige noch verbliebene Reusenfischer an der Wurster
Küste, der sein Hobby mit einem Hundeschlitten ausübt.
"Dat heff ik von fröher so öbernommen, mookt mi
düchtig Spoß", erläutert der frühere
Berufsfischer in Ruhestand. 30 Reusen hatte der Wremer in diesem
Sommer im Watt, zweieinhalb Kilometer von der Uferkante entfernt,
aufgestellt. Die reusen werden an Pfählen, die zuvor tief
ins Watt geschlagen werden, befestigt.
Djuren wollte hauptsächlich
Krabben fangen. "Dat weer overs nich dull, de Sommer weer
to hitt", berichtet er. Zufrieden sei er, wenn sich in jede
Reuse etwa 1500 Gramm Krabben pro Tide "verirren" würden.
Die meisten Krabben werden in den Reusen nachts gefangen. Die
schlechten Fangergebnisse führt Djuren auf den heißen
Sommer zurück. Das trifft auch für die Berufsfischer
zu.
Die Brut, so nimmt er an, ist in den ausgetrockneten Löchern
verdorrt. Außerdem waren die Reusen ständig mit Pocken-Muscheln
und Krebsen besetzt. "Jede Reuse musste fast nach jeder Tide
von den feinen Muscheln befreit werden. Es floss kein Strom durch
die Reusen, und die fingen dann nicht", erklärt Djuren.
Viel
Stint gefangen
Auch der Oktober, die Hauptfangzeit für Speisekrabben, brachte
nicht das erhoffte Fangergebnis. Daran sei der ständige Ostwind
schuld, der kaum Wasser in die Priele drückte. Dafür
habe er zuletzt vermehrt Stint gefangen. "Die waren von sehr
guter Qualität", freut sich der Hobbyfischer. Nach dem
24. Oktober, als schon der erste Schnee fiel und das Watt bedeckte,
seien kaum noch Krabben in die Reusen gelaufen. In vorangegangenen
Jahren habe er auch noch einige Aale im Watt fangen können,
betont Djuren. "Dütt Johr weer dat grooten Schiet, keen
Ool in de Rüüsen."
In den Wintermonaten bereitet sich der Wremer auf die neue Saison,
die -je nach Wetterlage- Anfang April beginnt, vor. Er hat bereits
Weiden geschnitten und will in den nächsten Wochen neue Reusen
flechten. "Zwei Tage Arbeit stecken in der Herstellung einer
neuen Reuse", berichtet der Wremer. Die Fanggeräte bestehen
aus Fangkorb und der "Höfge", dem eigentlichen
Sammelbehälter für den Fang.
jm (Quelle: Nordsee-Zeitung vom 8.12.2003)
Foto:
Sonntagsjournal 28.12.2003
Und wenn der Winter mal zu kurz ist oder die Weiden nicht ordentlich
gewachsen sind, dann kann man ja auch mal eine Reuse aus Poly-Vinyl-Chlorid
ausprobieren.